Die "neue Rechte"

Dies ist ein eher unscharfer Begriff. Da Björn/Stefan Ulbrich vorgeworfen wird, wenn schon rechts zu sein, dann zur "neuen Rechten" zu gehören, will ich einmal ein paar Punkte zusammenfassen, was die "neue Rechte" eigentlich ist.

Unterschied "neue Rechte" und "alte Rechte"

Die alte Rechte vertritt einen plumpen Nationalismus, indem sie quasi sagt: Deutschland, Deutschland über alles. Die neue Rechte findet dies überholt und setzt dem einen anderen Angang zugrunde: Nationalismus im Mäntelchen des Ethnopluralismus. Im Kurzen sagen sie aus: Die Kulturen sind verschieden und jedes Volk hätte seine eigene Kultur, und diese Völker sind von Natur aus einheitliche, erhaltenswerte Gebilde. Daraus folgt erstens: "Wir respektieren das türkische Volk aber bitte da wo es "hingehört" - Türken geht in die Türkei." Die "neue Rechte" findet Befreiungsbewegungen wie die Zapatistas im Mexiko super, da es für sie "völkische" Bewegungen sind. Völker sind halt für die neue Rechte homogene Gebilde die unter Naturschutz gehören, quasi. Aber alles im Namen der "Vielfalt der Kulturen" - gelle. Hinter diesem Mäntelchen versteckt, klingt "Ausländer raus" schon viel netter, denn die Deutschen wollen ja lediglich ihre einzigartige deutsche Kultur schützen und als ein Volk unter vielen bunten Völkern so weiterleben. Klingt das nicht allerliebst? Viel netter, bunter und poppiger wie das, was die "alten Rechten" sagen.
Was eben daran krass ist, ist dass Kultur als etwas feststehendes gesehen wird, genau wie früher der Begriff "Rasse" den die neue Rechte nicht mehr so verwendet. Und dass auch in diesem Bild von "Volk" über diesen festzementierten Kulturbegriff nach wie vor "Ausländer" und "Fremde" ausgegrenzt werden. So ein Volk soll nämlich "natürlich gewachsen" sein und schön einheitlich, also quasi Staaten als "Volksbiotope".. und da sieht man auch schon dass die neue Rechte auch Ökologie-Themen voll am Wickel packt..

Der Politologe Richard Stöss von der FU Berlin sagt: "Die Theoretiker der „neuen Rechten" suchen einen „Dritten Weg" zwischen Kapitalismus und Kommunismus, zwischen Idealismus und Materialismus, zwischen Ost und West. Von Anfang an gelten seine Sympathien dem nationalen Befreiungskampf der Völker Europas (Iren, Basken), Asiens, Afrikas und Lateinamerikas, in denen er Leidensgefährten des von Kolonialherren (den alliierten Siegermächten) besetzten und gespaltenen deutschen Volkes sieht." (...)

Die dritte wichtige Konfliktlinie ist durch den Gegensatz zwischen völkischem und etatistischem Denken charakterisiert. Völkisch bedeutet in erster Linie, vom Volk her denken. Völkisches Denken kann sich auch mit biologistischem und rassistischem Denken verknüpfen, muß es aber nicht. Der völkische Rechtsextremist bewahrt sich das Deutsche Reich im Herzen, solange es nicht politisch wiederherstellbar ist. Er pflegt deutsche (sudetendeutsche, schlesische usw.) Kultur und Traditionen, fördert das Deutschtum im Ausland und setzt eher darauf, daß das Deutsche Reich von unten durch die Menschen neu geschaffen wird als von oben durch diplomatische Akte. Er wehrt sich gegen die Überfremdung der deutschen Kultur, beispielsweise durch „Negermusik", Coca-Cola, Ausländer, und er setzt sich für den Schutz des Lebens ein, für die Bewahrung der völkischen Substanz. Die Nationalrevolutionäre verfochten eine revolutionäre Variante dieses Denkens: Volkskrieg gegen die Kolonialherren und sympathisierten mit dem Befreiungskampf der Iren, Basken, Kurden usw.

Etatistisches Denken bedeutet dagegen, vom Staat, von der Nation, vom Reich her denken. Der etatistische Nationalist geht vom völkerrechtlichen Fortbestand des Deutschen Reiches in den Grenzen von 1937, 1939 o.ä. aus. Er betreibt „historische Forschung", liest Rechtfertigungsliteratur über den Nationalsozialismus, die Wehrmacht oder den deutschen Soldaten und diskutiert (?) die Thesen der Revisionisten, die die „Kriegsschuldlüge" und die „Auschwitzlüge" propagieren. Die Wiederherstellung des Deutschen Reiches will er diplomatisch durch Verträge erreichen. Er fordert den seit 1945 angeblich überfälligen Friedensvertrag der Siegermächte mit Deutschland ein oder glaubt, daß das Deutsche Reich durch eine Politik des Neutralismus erreicht werden kann („österreichische Lösung").

Die Konflikt zwischen „alter" und „neuer" Rechter besteht mithin in der Konfrontation von revolutionären, völkischen Intellektuellen und immanent-angepaßten und etatistischen Pragmatikern." (Quelle)

Neue Rechte und Heidentum

Und genau da, nämlich beim "völkischen Denken" wie der Richard Stöss es beschreibt, kommt das Heidentum ins Spiel. Viele "neue Rechte" entdecken das Germanische als "ihre eigene völkische Kultur" und symphatisieren damit. Für mich persönlich liegt der grosse Unterschied zwischen einem Asatru und einem Rechten darin, dass der Asatru seine eigenen persönlichen Wurzeln sucht, ohne völkisch zu denken, während der Rechte nicht seine persönlichen Wurzeln sucht sondern die seines Volkes. Was soll denn schlimm daran sein, die Wurzeln vom Volk zu suchen, kann man fragen. Ich denke, das kommt drauf an: Migration ist schon seit Jahrhunderten eine Realität. Schon immer gab es GrenzgängerInnen, Menschen und riesige Gruppen von Menschen die von A nach B gewandert sind und die sich ausgetauscht haben mit anderen Menschen, die da wohnten wo sie hinkamen. Wenn ich aber die Leute, die heutzutage Grenzen überschreiten ausschliesse, weil ich mein Volk als eine Abstammungsgemeinschaft sehe und meine "Kultur" als "Geburtsmerkmal" was sich nicht grossartig ändert, welchen Platz haben dann die GrenzüberschreiterInnen in meiner Welt? Na, sie sind fehl am Platz. Und das ist es was mir stinkt.

Deswegen kann man auch nicht davon ausgehen dass Leute, die sich zb für "Urvölker" und den Erhalt von beispielsweise indigenen Kulturen stark machen, automatisch keine Rechten wären. Die Rechten sind nämlich heute soweit, dass sie ihr eigenes Volk und andere Völker supertoll finden. Bloss die Leute die meinen partout auf Mutter Erde herumzuwandern und dabei allerlei lustige Neuschöpfungen und Inspirationen von Mischmasch und kulturellen Jam-Sessions abzuziehen, die sind unerwünscht.

Ich lasse wieder mal Richard Stöss zu Wort kommmen:

"Als ein Zentrum der europäischen „neuen Rechten" gilt das 1969 von Alain de Benoist gegründete Groupement de Recherche et d'Etudes pour la Civilisation Européenne (GRECE) mit verwandten Studiengruppen in der Bundesrepublik, der Schweiz, den Niederlanden, Belgien, Italien, Portugal, Spanien und England. Die bundesdeutsche Filiale ist das Thule Seminar, sein Vordenker Pierre Krebs. Die Zeitschrift heißt in Frankreich „elements", in der BRD „Elemente", in Italien „elementi".

Das Leitmotiv dieser intellektuellen und völkischen, kaum aber revolutionären „neuen Rechten" lautet „Ethnopluralismus". Es stammt freilich aus dem Inventar der deutschen Nationalrevolutionäre der siebziger Jahre und wurde vor allem von Henning Eichberg entwickelt. Ethnopluralismus wird von dem GRECE - in freilich abgewandeltem Sinn - als Alternative zu „Universalismus" oder „Egalitarismus" verstanden und bedeutet eine Kampfansage an die Prinzipien der Aufklärung und an die Menschenrechte. Das Weltsystem des „Judenchristentums" und des Marxismus, die Gleichheitslehre, sei - so die europäische Neue Rechte - so Pierre Krebs - die Rechtfertigung für den „größten Völkermord" in der Geschichte. Dieser schrieb 1982 (S. 14):

„Die Erde wurde ihrer Territorien beraubt, ihre Völker wurden entwurzelt. Sie stellt nur noch die Gemeinsamkeit von Handelszonen, von Verkehrsstraßen, von zerfließenden Austauschnetzen dar, die den Gesetzmäßigkeiten des Managements und des Marketings unterworfen sind. Der Mensch beherrscht nicht mehr einen Raum als Territorium, weil er von überall kommt, und somit von nirgendwo... Der Mensch gehört nicht mehr einem Ort, einer Herkunft, einer Geschichte und somit einer Kultur, einem Schicksal und einer Macht an. "

Daher ruft diese „neue Rechte" zum „totalen Angriff ... gegen alle totalitären Erscheinungen der Gleichheitslehre" auf, gegen den Kraken, der „die Völker von innen anfrißt, indem er ihre Seele gegen die trügerische Sicherheit des materiellen Wohlstands" eintauscht. Immer noch Krebs:

„Wir rufen die Menschen Europas zur Zusammenraffung aller ihrer lebendigen Kräfte und Freiheiten gegen die Versklavung der egalitär-kaufmännischen Gesellschaftsform auf. Wir rufen alle Völker der Welt zur Wiederbelebung ihres kulturellen Erbes, ihres historischen Gedächtnisses und ihrer gemeinschaftlichen Traditionen auf, um den [dem] universalen Völkermord des Kosmopolitismus Einhalt zu gebieten. " (ebd., S. 33).

Krebs fordert das „Grundrecht auf Verschiedenheit":

„Denn durch seine Vermischung der Rassen, der Kulturen und Weltanschauungen beseitigt der Egalitarismus nicht nur die grundlegendsten Begriffe von Achtung und Toleranz, sondern darüber hinaus die Freiheit und das Grundrecht auf Verschiedenheit... Im Namen der Toleranz macht sich die Lehre von der völligen Gleichheit der Menschen der denkbar größten Intoleranz schuldig, die darin besteht, die Verschiedenheit, Originalität und Besonderheit überall da systematisch zu zerstören, wo sie sich der Mühle der Gleichmacherei nicht fügen. " (ebd., S. 25f.).

In traditionell rechtsextremer Sichtweise kämpft diese „neue Rechte" gegen Aufklärung, Demokratie und Menschenrechte und setzt sich für die Erhaltung der Rassen ein. Neu ist, daß Rasse nicht mehr im althergebrachten biologischen Sinne verstanden wird und es auch nicht mehr um die Wertigkeit von Rassen geht, sondern um die Verschiedenartigkeit von Kulturen und das vermeintliche Recht jedes Volkes auf seine Identität." (Quelle s.o.)

Schon lustig. Und deswegen tummelt sich die neue Rechte auch gern in der Antiglobalisierungsbewegung, und da treffen sie sich auch mit vielen Linken, die Linken finden Imperialismus blöd weil er die Menschen gleichermassen unterdrückt, und die neue Rechte finden Imperialismus (besonders USA) blöd, weil er ihre kostbaren "Völker" zur Einheit von Coca-Cola und MacDonald's einebnet, angeblich.

Es schaut so aus, als würde das immer schwammiger. Jetzt sind die "neuen Rechten" schon Ökos, Heiden, Globalisierungsgegner, Symphatisanten der Zapatisten, was denn noch alles, und wie zum Geier unterscheidet man sie jetzt von anderen, die Zapatisten toll finden und gegen globalisierung sind, Asatru sind und für Naturschutz?

Na voll einfach.. Wenns damit losgeht, dass man von Geburt an auf eine bestimmte Kultur festgenagelt werden soll, wenns darum geht dass völkisches Denken dahintersteht, und am besten alles im Namen der "Natur" die das so will, riecht mans doch 10 Meilen gegen den Wind.

Zitat Pierre Krebs, ein Vordenker der "neuen Rechten" (im Text von Richard Stöss):

„Die morgige Welt muß ethnopluralistisch sein!

Wir lehnen die egalitäre Welt ab und widerlegen sie. Wir setzen ihr die pluralistische Menschheit entgegen, die in den verschiedenen Teilen der Welt eine andere Hautfarbe besitzt. Ihre jeweils geistige erbmassebedingte Erscheinungsform reflektiert die unterschiedliche Empfindsamkeit einer Seele, die andere psychische Saiten ertönen läßt; reflektiert die Eigentümlichkeit eines Geistes, der um einen anderen Austausch, um eine andere Auslegung bemüht ist; reflektiert ein Wesen schließlich, das andere Welt- und Lebensvorstellungen hat.

Unsere Verwurzelung ist territorial, menschlich und kulturell. Territorial im ethnologischen Sinne, nämlich daß der territoriale Instinkt des Individuums in der Personalisierung eines Raumes besteht, innerhalb dessen es sich absichert, sich organisiert und sich eingewöhnt. Diese Raumpersonalisierung ermöglicht auf einer zweiten Stufe die Normalisierung der gesellschaftlichen Beziehungen. Menschlich im anthropologischen Sinne, nämlich, daß ein Individuum sich dann einer bestimmten Gruppe verpflichtet fühlt, wenn es sich mit Menschen, in denen es sich wiedererkennt, identifizieren kann. Kulturell im ethnologischen Sinne, nämlich daß ein Individuum sich durch die Sprache, die Bräuche und die gesellschaftlichen Verhaltensweisen der Menschen, unter denen es sich entfaltet, identifiziert. "
(Quelle s.o.)

Richard Stöss nennt das ganz treffend Neorassismus. Und solche Äusserungen in denen die Kultur und die Religion, und die Mentalität in territorialer Verwurzelung im "Norden" oder im "Orient" gesehen wird, hat auch der Rabenclan bei Ulbrich in dessen Büchern gefunden. Dazu hab ich dann weiter unten Links...

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