Sicher eine provokante Überschrift, weil sie glauben läßt, andere Heiden wären "unecht". Nu, die Heiden um die es bisher ging, waren alles Leute, die aus der westlichen Kultur kamen und versuchen ihr Leben mit etwas zu bereichern was sie als fehlend wahrnehmen. Sie wollen eine Naturreligion oder eine Naturspiritualität, und basteln sich diese zusammen. Und die "Echten" sind in diesem Zusammenhang Menschen die in einer traditionellen, ungebrochenen, und in der Kultur der Gesellschaft verankerten Naturreligion leben.
Für mich/uns sind diese Menschen sehr wichtig, weil wir mit ihnen in einer totgeschwiegenen Wechselbeziehung stehen. Unsere spirituelle Leere, unsere von Nazis totgetretenen Mythen, unsere von Musikantenstadln zu Tode vergewaltigten Lieder, unser leeres Herz, damit standen wir da. Und dort waren sie, die Verkörperungen unserer Sehnsucht, mit brauner Haut und Federn oder Muscheln im Haar, mit weisen Großmüttern und Großvätern, mit Clans und Stämmen, mit Geistern und Loas, mit GöttInnen und Tiertotems.
Szenenwechsel: Hier stehen wir, mit unseren auf ihrem Land angebauten Kaffee, mit Plastiktellern die aus dem Petroleum gemacht wurden, das auf ihrem Land gebohrt wurde, das ihr Land vergiftet hat, mit unserer Wissenschaft und unserer Weltsicht, die ihren Kindern aufgezwungen wurde, zur "Entwicklung". Ich und du, wir haben die Kaffeplantagen nicht errichtet und sie nicht als Sklaven dorthingeschleppt. Wir haben das Öl nicht gebohrt und nicht mit ihren Regierungen gegen sie gemeinsame Sache gemacht. Wir haben ihnen die Kinder nicht weggenommen, aber es ist geschehen und geschieht, und das kam und kommt von Menschen die aus unserer Ecke sind.
Ich denke wir sind uns einig daß die "Naturvölker" oder die Menschen, die in traditionellen Stämmen leben, heute wie früher nicht gleiche Macht haben wie die Nationen die sie kolonialisiert haben oder die noch immer großen Einfluß in den ehemalig von ihnen kolonisierten Ländern haben. Es besteht ein Machtungleichgewicht. Dieses Machtungleichgewicht wird auch ausgenutzt.
Ich füge einen weiteren Gedanken hinzu. Wir hier, die "anders" leben wollen, wir die wir hier Naturreligion haben wollen, werden ebenfalls von unserem "System" unterdrückt. Wir können genausowenig in Stämmen leben oder unser Land vor seiner Ausbeutung beschützen, wie es zb. Indianer können, weil das dem globalisierten "Freien Markt" widerspricht.
Das sind nur einige Anzeichen für die Verletzungen die Menschen, egal ob sie Weiße oder nicht sind, zugefügt werden. Und nun gehen einige Weiße her, und versuchen, ihre spirituelle Leere aufzufüllen. Dann gehen sie und nehmen, ohne zu fragen, konsumbetäubt, und ohne Nachdenken, den "letzten Stämmen" weg, was ihnen noch geblieben ist, ihre Spiritualität, und sie entwerfen davon ihre eigenen Bilder, ihre eigene "Instant-Zeremonie", sie konsumieren die heiligen Riten der "Naturvölker", wie sich hiesige Manager das Kokain in die Nase pumpen.
Ein respektvoller Umgang mit anderen Religionen reicht!